Mal noch was zu Chile...
Meine Reise nach Chile hatte zweierlei Nutzen. Zum einen lag mir natuerlich daran, dass Nachbarland einmal aus der Naehe zu sehen, zum anderen musste ich mein Touristenvisum verlaengern. Nach 90 Tagen lassen einem die argentinischen Behoerden keine andere Wahl mehr, machen es einem allerdings sehr einfach schlicht und ergreifend einmal aus- und wieder einzureisen. Ich habe daraus ne knappe Woche gemacht. Der Bus brachte mich und die kleene Franzoesin nach Santiago, ueber Nacht wohlgemerkt. Ankunft, Metro, Mate. Die schauen hier schon pikiert, wenn man sich oeffentlich aus der Thermo in die argentinische Kalabasse einschenkt. Diverse Streitigkeiten beider Laender werden von einigen bejaht, von anderen widerum vehement abgelehnt. Fuer meine Begriffe gibt es schlicht und ergreifend Unterschiede, oekonomischer und auch sozialer Art, die sich gemischt mit Patriotismus in diversen Witzen und anzueglichen Bemerkungen aeussern, nichts ernstes also Herr Doktor, nur eine leichte Grippe. Es ist zwar zwischen beiden Laendern mal zu kleineren Grenzgeplaenkeleien gekommen und Pinochet hat ¨82 angeblich die Briten mit Informationen versorgt, aber mit einer offenen Feindschaft, wie nach dem zweiten WK zwischen Polen und Deutschland laesst sich das hier sicher nicht vergleichen.
Ich kann nicht behaupten, dass ich mich in Santiago besonders wohl gefuehlt habe. Alles erschien mir ein wenig hektisch zentralisisert, die Leute einfach hauptstadtmaessig wichtig unterwegs und keiner hat Zeit fuer eine Frage, oder einen Gedanken. Hinzu kommt, dass ich mir an manchen Ecken wie in Paris vorkommen sollte und an manchen Ecken wie in London, was ich nicht verstanden habe, weil ich in Santiago war, ca. 12 000 Kilometer von Europas Metropolen entfernt. Naja ich glaube die Chiloten der Haupstadt saehen sich wohl gern in einem Atemzug mit diesen erwaehnt, wohl zu ihrem Verdruss, muss ich aber erwidern, dass es meist eher nach Halle aussah und nach Essen roch. Abgesehen davon sind die Leute klein und die Frauen haesslich, was sich noch expotentiert, wenn man wie ich gerade aus Argentinien kommt...

Als Freunde der exponierten Geschichte waren wir im chilenisdchen Nationalmuseum... schick, schick muss man gestehen, bis auf die Schuelergruppen, die man hier busseweise auszuschuetten scheint und die immer genau in dem Raum etwas erklaert bekommen, den man sich selbst gerne ansehen wuerde. Auf der Plaza vorm Museum hat uns dann noch ein Wrack mit ihrer Lebensgeschichte belaestigt, die fuer meine Verhaeltnisse recht beachtlich war. Zwei Abstuerze zu je acht Jahren in Muenchen, einen Ficker in Paris und ein Babyklappenkind in Portugal, mit dem Besuch einer Entzugsklinik in jedem dieser Laender, als einziges verbindendes Element ihrer Europatour. Ihr gelalltes Deutsch zum Beispiel hoert man in diesen Tagen sicher in diversen Wiesenzelten und meine Begleiterin bestaetigte mir das unueberhoerbar die Bretagne aus ihr spraeche. Ich war begeistert und honorierte mit einer halben Flasche Kola sowie einem alten, aber sicher noch schmackhaften Kaugummi.
Unsere Couchsurfing - Penne liess ein wenig mit ihrer Antwort auf sich warten und so hatten wir reichlich Zeit uns noch im nahen Fischmarkt den Magen zu verderben. Clemence kam mit einem "ya comí mejor" davon, meine "frische" Meeresfruechte Paella dagegen, sollte mich noch den ganzen Tag in diverse Muelleimer schauen lassen, vom tageanhaltenden Nachgeschmack im Rachenbereich ganz zu schweigen.

Aber reden wir von den angenehmen Seiten. Santiago Centrum ist relativ klein und man kann von jedem Architekturstyl der letzten sagen wir 100 Jahre was mitnehmen. Die Namen der Archtitekten sind wie Mahntafeln in die Fassaden gebrannt und von Bauhaus bis Neubau ist das Angebot breit und interessant. Wer auf Pablo Neruda steht, findet hier eines seiner drei Haeuser in Chile und wer abends feiern will, kommt auch auf seine Kosten. Alle grossen Acts die irgendwann Suedamerika streifen, landen mit Sicherheit in Santigao, da steht es Buenos Aires in nichts nach. Wenn man Zeit hat sollte man U-Bahn fahren, nach Moeglichkeit zur Rush Hour. Weil das oeffentliche Nahverkehrsnetz der Busse und Trambusse irgendwie in den letzten Jahren mehr und mehr eingeknickt ist, fahren alle, aber auch wirklich alle U-Bahn. Das fuehrt dazu, dass man bisweilen bis zu zehn Zuege ziehen lassen lassen muss, bis man einen freien Platz entdeckt und man sich wie ein Hering in die Dose quetschen kann. Security stapelt an jeder Haltestelle die Leute, um auch jeden Zentimeter auszunutzen. Vom Stadtberg, dem Cerro San Cristobal, hat man einen herrlichen Ausblick ueber die ganze Stadt bis in die nahe Cordillera rein. Die Kneipen in Bellavista lohnen sich auf jeden Fall, erinnern aber sehr an das in Europa uebliche alternative Flair und entbehren aus diesem Grund jeder eigenen Identitaet, Hippie und Korbstuhlpfeifenraucher sind eben weltweit schon selbst zur Marke geworden. Naja als Neustadtkind hab ich mich da schon fast ein wenig zu Hause gefuehlt.

Nach zwei Tagen hatte ich die Haupstadt bereits ueber und wollte ans Meer. Auf dem Weg zum Busbahnhof liess meine franzoesische Begleitung sich schnell noch beklauen und dann schwupp die wupp ohne Visakarte in den Bus nach Valparaiso...
Frische Meerluft, enspannte Leute, noch mehr Kneipen und eine Penne der Extraklasse sollten mich alsbald wieder laecheln lassen. Nach zwei Flaschen Fruchtwein im Schaedel, holte uns Martha, die kleine Austauschspanierin in einer kleinen Kneipe mitten in der Innenstadt ab und brachte uns in ihre "Aubérge chileno". Gemeinsam kochen, gemeinsam jonglieren, gemeinsam die Partner tauschen und gemeinsam chilenische Asados veranstalten, auf die man all die wunderbaren Freunde einlaedt, die sich in all der wunderbaren Zeit, die man in dieser so wunderbaren Stadt zugebracht hat, in seinem so wunderlich aussehenden offendaliegenden "geheimen" Tagebuch so angesammelt haben.

Der Spass und die freie Liebe, der Rock und die Kunst und das Leben im Rausch und wie sie alle heissen, haben sich in dieser Stadt vereinigt und hier ihr Paraiso errichtet, ihr Valparaiso, dass frueher mal englisch gewesen sein soll, was man aber nur noch am Marineministerium erkennen kann und wo heute jeder sein Haus so anmalen kann, wie er will, ausser in der Farbe seines Nachbarn... wenn ich zynisch klingen sollte, so ist das auf jeden Fall gewollt,... weil manchmal die Leute ein wenig gehetzt wirken, angestrengt irgendwie von dem staendig cool und leger sein muessen, ABER, und das muss man wirklich sagen, es gibt auch andere Seiten in dieser Stadt, zum Beispiel das Meer.

Mein erstes Mal am und im Pazifik, ein kaltes und dadurch in zweierlei Hinsicht recht kurzes Vergnuegen. Die Straende hier sind ein Traum und auf einem Pferd die menschenleere Lagune langzureiten ist kitschig, aber auch unglaublich geil...
Um euch nicht noch laenger zu langweilen, bleibt zu sagen: Chile ist teuer, doch wer es sich leisten kann, muss auf europaeischen Standard nicht verzichten. Weder der Berliner Hippie noch der Muencher Snobby kommen zu kurz und wenn man auf Strand steht gibt es hier reichlich Angebot. Die Frauen sind klein und meistens dick und von Asados verstehen die hier nichts. Zum Feiern sind die beiden besuchten Staedte durchaus zu empfehlen, jedoch sollte man die Orte volkstuemlicher Musik meiden... chilenische Folklore ist anstrengend, jedoch fuehlt man sich ueberall im Raum wie in der ersten Reihe. Die Busfahrt zurueck kann ich jedem nur bei Tageslicht empfehlen, zum einen um meine Anden bei der Serpentinenfahrt zurueck ins gelobte Land geniessen zu koennen und zum anderen um die sichere Rueckkehr mit Handshake, Panorama und Rosamonte feiern zu koennen.

Bis spater!
PS.: Auch dir liebe Claudia, die du geboren wurdest als Muntschick heute vor 29 Jahren, wuensche ich von Herzen alles erdenklich Gute zu deinem Ehrentag. ...bis dann... auf einen Mate oder zwei!
Ich kann nicht behaupten, dass ich mich in Santiago besonders wohl gefuehlt habe. Alles erschien mir ein wenig hektisch zentralisisert, die Leute einfach hauptstadtmaessig wichtig unterwegs und keiner hat Zeit fuer eine Frage, oder einen Gedanken. Hinzu kommt, dass ich mir an manchen Ecken wie in Paris vorkommen sollte und an manchen Ecken wie in London, was ich nicht verstanden habe, weil ich in Santiago war, ca. 12 000 Kilometer von Europas Metropolen entfernt. Naja ich glaube die Chiloten der Haupstadt saehen sich wohl gern in einem Atemzug mit diesen erwaehnt, wohl zu ihrem Verdruss, muss ich aber erwidern, dass es meist eher nach Halle aussah und nach Essen roch. Abgesehen davon sind die Leute klein und die Frauen haesslich, was sich noch expotentiert, wenn man wie ich gerade aus Argentinien kommt...

Als Freunde der exponierten Geschichte waren wir im chilenisdchen Nationalmuseum... schick, schick muss man gestehen, bis auf die Schuelergruppen, die man hier busseweise auszuschuetten scheint und die immer genau in dem Raum etwas erklaert bekommen, den man sich selbst gerne ansehen wuerde. Auf der Plaza vorm Museum hat uns dann noch ein Wrack mit ihrer Lebensgeschichte belaestigt, die fuer meine Verhaeltnisse recht beachtlich war. Zwei Abstuerze zu je acht Jahren in Muenchen, einen Ficker in Paris und ein Babyklappenkind in Portugal, mit dem Besuch einer Entzugsklinik in jedem dieser Laender, als einziges verbindendes Element ihrer Europatour. Ihr gelalltes Deutsch zum Beispiel hoert man in diesen Tagen sicher in diversen Wiesenzelten und meine Begleiterin bestaetigte mir das unueberhoerbar die Bretagne aus ihr spraeche. Ich war begeistert und honorierte mit einer halben Flasche Kola sowie einem alten, aber sicher noch schmackhaften Kaugummi.
Unsere Couchsurfing - Penne liess ein wenig mit ihrer Antwort auf sich warten und so hatten wir reichlich Zeit uns noch im nahen Fischmarkt den Magen zu verderben. Clemence kam mit einem "ya comí mejor" davon, meine "frische" Meeresfruechte Paella dagegen, sollte mich noch den ganzen Tag in diverse Muelleimer schauen lassen, vom tageanhaltenden Nachgeschmack im Rachenbereich ganz zu schweigen.

Aber reden wir von den angenehmen Seiten. Santiago Centrum ist relativ klein und man kann von jedem Architekturstyl der letzten sagen wir 100 Jahre was mitnehmen. Die Namen der Archtitekten sind wie Mahntafeln in die Fassaden gebrannt und von Bauhaus bis Neubau ist das Angebot breit und interessant. Wer auf Pablo Neruda steht, findet hier eines seiner drei Haeuser in Chile und wer abends feiern will, kommt auch auf seine Kosten. Alle grossen Acts die irgendwann Suedamerika streifen, landen mit Sicherheit in Santigao, da steht es Buenos Aires in nichts nach. Wenn man Zeit hat sollte man U-Bahn fahren, nach Moeglichkeit zur Rush Hour. Weil das oeffentliche Nahverkehrsnetz der Busse und Trambusse irgendwie in den letzten Jahren mehr und mehr eingeknickt ist, fahren alle, aber auch wirklich alle U-Bahn. Das fuehrt dazu, dass man bisweilen bis zu zehn Zuege ziehen lassen lassen muss, bis man einen freien Platz entdeckt und man sich wie ein Hering in die Dose quetschen kann. Security stapelt an jeder Haltestelle die Leute, um auch jeden Zentimeter auszunutzen. Vom Stadtberg, dem Cerro San Cristobal, hat man einen herrlichen Ausblick ueber die ganze Stadt bis in die nahe Cordillera rein. Die Kneipen in Bellavista lohnen sich auf jeden Fall, erinnern aber sehr an das in Europa uebliche alternative Flair und entbehren aus diesem Grund jeder eigenen Identitaet, Hippie und Korbstuhlpfeifenraucher sind eben weltweit schon selbst zur Marke geworden. Naja als Neustadtkind hab ich mich da schon fast ein wenig zu Hause gefuehlt.

Nach zwei Tagen hatte ich die Haupstadt bereits ueber und wollte ans Meer. Auf dem Weg zum Busbahnhof liess meine franzoesische Begleitung sich schnell noch beklauen und dann schwupp die wupp ohne Visakarte in den Bus nach Valparaiso...
Frische Meerluft, enspannte Leute, noch mehr Kneipen und eine Penne der Extraklasse sollten mich alsbald wieder laecheln lassen. Nach zwei Flaschen Fruchtwein im Schaedel, holte uns Martha, die kleine Austauschspanierin in einer kleinen Kneipe mitten in der Innenstadt ab und brachte uns in ihre "Aubérge chileno". Gemeinsam kochen, gemeinsam jonglieren, gemeinsam die Partner tauschen und gemeinsam chilenische Asados veranstalten, auf die man all die wunderbaren Freunde einlaedt, die sich in all der wunderbaren Zeit, die man in dieser so wunderbaren Stadt zugebracht hat, in seinem so wunderlich aussehenden offendaliegenden "geheimen" Tagebuch so angesammelt haben.

Der Spass und die freie Liebe, der Rock und die Kunst und das Leben im Rausch und wie sie alle heissen, haben sich in dieser Stadt vereinigt und hier ihr Paraiso errichtet, ihr Valparaiso, dass frueher mal englisch gewesen sein soll, was man aber nur noch am Marineministerium erkennen kann und wo heute jeder sein Haus so anmalen kann, wie er will, ausser in der Farbe seines Nachbarn... wenn ich zynisch klingen sollte, so ist das auf jeden Fall gewollt,... weil manchmal die Leute ein wenig gehetzt wirken, angestrengt irgendwie von dem staendig cool und leger sein muessen, ABER, und das muss man wirklich sagen, es gibt auch andere Seiten in dieser Stadt, zum Beispiel das Meer.

Mein erstes Mal am und im Pazifik, ein kaltes und dadurch in zweierlei Hinsicht recht kurzes Vergnuegen. Die Straende hier sind ein Traum und auf einem Pferd die menschenleere Lagune langzureiten ist kitschig, aber auch unglaublich geil...
Um euch nicht noch laenger zu langweilen, bleibt zu sagen: Chile ist teuer, doch wer es sich leisten kann, muss auf europaeischen Standard nicht verzichten. Weder der Berliner Hippie noch der Muencher Snobby kommen zu kurz und wenn man auf Strand steht gibt es hier reichlich Angebot. Die Frauen sind klein und meistens dick und von Asados verstehen die hier nichts. Zum Feiern sind die beiden besuchten Staedte durchaus zu empfehlen, jedoch sollte man die Orte volkstuemlicher Musik meiden... chilenische Folklore ist anstrengend, jedoch fuehlt man sich ueberall im Raum wie in der ersten Reihe. Die Busfahrt zurueck kann ich jedem nur bei Tageslicht empfehlen, zum einen um meine Anden bei der Serpentinenfahrt zurueck ins gelobte Land geniessen zu koennen und zum anderen um die sichere Rueckkehr mit Handshake, Panorama und Rosamonte feiern zu koennen.

Bis spater!
PS.: Auch dir liebe Claudia, die du geboren wurdest als Muntschick heute vor 29 Jahren, wuensche ich von Herzen alles erdenklich Gute zu deinem Ehrentag. ...bis dann... auf einen Mate oder zwei!
mikeburner - 30. Okt, 03:03