Ich kann es nicht lassen
Nachdem ich nun schon ueber einen Monat in Bolivien rumhaenge und jetzt schon fast 10 Tage in La paz bin, hab ich gestern versucht den Huayna Potosi zu besteigen. Das ist der Hausberg von La Paz und der ist 6088 Meter hoch. Vor ein paar Tagen hab ich einen Australier getroffen der schon mal oben war und der war der Meinung wir koennten den ohne Fuehrer besteigen. Also hab ich mir Steigeisen, einen Pickel und einen Haufen warme Klamotten besorgt. Schnell noch einen Bus besorgt, der uns an den Fuss des Berges bringt und dann koennen die Qualen beginnen. Ganz so Kindergarten, wie es hier scheint war es dann doch nicht. Base Camp auf 4700 Meter. Wir steigen in knapp 1 1/2 Stunden auf 5100 Meter und fangen an zu trinken. Ich war zwar eigentlich schon zu lange nicht mehr auf dieser Hoehe, aber anscheinend bin ich noch akklimatisiert. Ich schuette mich trotzdem mit Mate und té comun voll und hoffe das die Kopfschmerzen wegbleiben und die Pisse endlich glaessern wird. Draussen ist es am fruehen Nachmittag bereits scheisskalt und den Gipfel haben wir nur kurz mal zwischen den Wolken aufschimmern sehen. Der Wetterbericht hat uns ne ruhige Nacht vorhergesagt, aber das bedeutet hier fernab von Karsten und Kachelmann recht wenig. Wir stopfen uns Nudeln und irgendeine gemanschte Sosse in den Rachen und irgendwie fuehle ich mich nicht. Beim Aufstieg mit dem 15 Kilo Rucksack habe ich gekeuscht wie eine alte Oma auf dem Weg zur Kaufhalle und mein Balancegefuehl war auch schon einmal besser. Ich versuche die die Gedanken an die erste Benutzung von Pickel und Eisen bei Nacht zu vergessen und kippe weiter Tee in mich rein. Gabor hat sich bereits hingelegt und spielt noch ne Runde Schach mit seinem australischen Kumpanen. Ich weiss, dass ich kein Auge zumache, lege mich trotzdem hin und versuche wenigstens eine Art Ruhephase zu erreichen. Was soll das hier schon wieder, geht es mir staendig durch den Kopf, ich hatte doch gesagt, ich lass das jetzt erst einmal ne Weile. Stattdessen haenge ich schon wieder in der Nebensaison an einem 6000er und weiss genau das die Chance da hoch zu kommen bei nicht einmal 50% liegt. Und schon wieder sticht der Tee und es warten -10 Grad in Buchsen und barfuss im Schnee. Was soll ich sagen, man liegt lange bis man es nicht mehr aushaelt und man sich fast einpisst. Ich komme zurueck und der Wecker klingelt. Es ist zwoelf, anziehen, was kleines essen, ne halbe Kanne Tee und los. Ich sehe wie sich Steve nochmal umdreht und zufireden in seinen Schlafsack mummelt. Ich hab kein Auge zugemacht und bin froh das es endlich losgeht. Das Anziehen dauert eine halbe Stunde. Wir legen den Gurt an und Gabor gibt mir letzte INstruktionen. Ich nehme meinen viel zu langen Touristenpickel und meine Eisen und wir stuerzen an den Gletscher. Ich mache mir weder um den Weg noch um meine Fittness Gedanken und bin eigentlich recht gut drauf. Beinahe routinemaessig lege ich die Eisen an die geliehenen Plasitkboots. Gabor erklaert mir die Sicherungsmethode und klaert mich erstmalig auf , was ich zu tun habe wenn ich in eine Gletcherspalte falle und er mich rausziehen muss. Ich realisiere kaum was er sagt, habe es aber wohl irgendwo gespeichert. Wir rennen los und kommen gut voran. In der ersten Stunde steigen wir bestimmt 400 Meter und kommen an einigen Spalten vorbei. Ich leuchte hinein und weiss was er meint, wenn er mir in die AUgen schaut und bemerkt das ich jetzt zuhoeren muesse, weil das kein Spass mehr sei.

Ich habe einige Probleme seinem Tempo zu folgen und finde es ungewohnt am Seil nicht meinem eigenen Schritt folgen zu koennen. Bei der ersten Pause bermerke ich so eindringlich wie es meine Spucke zulaesst, dass er seine drei Stunden Rekordaufstieg wegen mir nicht zu unterbieten braucht. Er laechelt verstaendnisvoll und in mir kommt so etwas wie Verstaendnis fuer Reinholds Alleingaenge hoch, weil ich weiss das er sich nicht daran halten wird. Wir sind auf 5500 und das Wetter haelt. Sterne leuchte ueber mir und manchmal brauche ich nich mal meine Lampe um den Weg zu erkennen. Da schlaegt ploetzlich der Blitz keine 500 Meter von mir ein. Wir steigen noch eine halbe Stunde und gehen bis an die erste kritische Stelle. Nach dieser Kante kommt ein Hochplateau, auf dem wir keine Chance haetten dem Blitz zu entkommen. Ich fuehle mich, wie bereits von selbigem getroffen. Diesmal haette ich es locker geschafft, der Huayna Potosi ist dafuer bekannt, recht einfach zu sein. Mist, schon wieder das SCheiss Wetter. Wir warten und warten und jede Minute wird zur Geduldsprobe. Dann faengt es an zu schneien. Wir schauen uns an, nicken und beginnen den Absieg auf 5700 Metern. Ich laufe vor Gabor durch den Schneesturm und hoere in mich rein. Ich bin sauer und doch zufrieden, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Ich versuche den Spalten auszuweichen und ueber die zu springen die ich rechtzeitig sehe. Es sind mehr als ich gedacht haette.
Als ich am FUsse des Gletschers die Eisen ausziehe, habe ich Probleme die Huette zu erkennen. Die letzten paar Meter waren unsere Spuren schon mit Schnee ueberzogen und ich konnte kaum den Weg wiederfinden. Die Temperaturen waren um weitere 5 Grad gefallen und als wir uns in der Huette die Masken vom Kopf reissen, wissen wir das wir uns richtig entschieden haben. Man sollte eben auch einen Huayna Potosi nicht unterschaetzen.

Ich bin am Ende froh diese erste Erfahrung unter diesen Bedingungen gesammelt zu haben und in Gabor vielleicht einen weiteren Klettergefaehrten gefunden zu haben. Bleibt zu sagen... Du mein Freund gehoerst damit auch zu den 6000ern, den ich meinem weiteren Leben noch den Arsch aufreissen muss.
Das machen die hier uebrigens mit Dieben. Radikal, aber wie uns der Fahrer des Wagens versicherte, die einzige wirksame Methode. Lynchjustiz mein Reden!!!


Ich habe einige Probleme seinem Tempo zu folgen und finde es ungewohnt am Seil nicht meinem eigenen Schritt folgen zu koennen. Bei der ersten Pause bermerke ich so eindringlich wie es meine Spucke zulaesst, dass er seine drei Stunden Rekordaufstieg wegen mir nicht zu unterbieten braucht. Er laechelt verstaendnisvoll und in mir kommt so etwas wie Verstaendnis fuer Reinholds Alleingaenge hoch, weil ich weiss das er sich nicht daran halten wird. Wir sind auf 5500 und das Wetter haelt. Sterne leuchte ueber mir und manchmal brauche ich nich mal meine Lampe um den Weg zu erkennen. Da schlaegt ploetzlich der Blitz keine 500 Meter von mir ein. Wir steigen noch eine halbe Stunde und gehen bis an die erste kritische Stelle. Nach dieser Kante kommt ein Hochplateau, auf dem wir keine Chance haetten dem Blitz zu entkommen. Ich fuehle mich, wie bereits von selbigem getroffen. Diesmal haette ich es locker geschafft, der Huayna Potosi ist dafuer bekannt, recht einfach zu sein. Mist, schon wieder das SCheiss Wetter. Wir warten und warten und jede Minute wird zur Geduldsprobe. Dann faengt es an zu schneien. Wir schauen uns an, nicken und beginnen den Absieg auf 5700 Metern. Ich laufe vor Gabor durch den Schneesturm und hoere in mich rein. Ich bin sauer und doch zufrieden, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Ich versuche den Spalten auszuweichen und ueber die zu springen die ich rechtzeitig sehe. Es sind mehr als ich gedacht haette.
Als ich am FUsse des Gletschers die Eisen ausziehe, habe ich Probleme die Huette zu erkennen. Die letzten paar Meter waren unsere Spuren schon mit Schnee ueberzogen und ich konnte kaum den Weg wiederfinden. Die Temperaturen waren um weitere 5 Grad gefallen und als wir uns in der Huette die Masken vom Kopf reissen, wissen wir das wir uns richtig entschieden haben. Man sollte eben auch einen Huayna Potosi nicht unterschaetzen.

Ich bin am Ende froh diese erste Erfahrung unter diesen Bedingungen gesammelt zu haben und in Gabor vielleicht einen weiteren Klettergefaehrten gefunden zu haben. Bleibt zu sagen... Du mein Freund gehoerst damit auch zu den 6000ern, den ich meinem weiteren Leben noch den Arsch aufreissen muss.
Das machen die hier uebrigens mit Dieben. Radikal, aber wie uns der Fahrer des Wagens versicherte, die einzige wirksame Methode. Lynchjustiz mein Reden!!!

mikeburner - 12. Jan, 05:01