Keine Wahl zur Wahl

Dienstag, 16. Oktober 2007

Die Wahl der Wahl

Wenn man in diesen Tagen durch Argentinien faehrt gleichen die Strassen einer riesigen Plakatwand. Jeder freie Quadratmmeter an Bruecken und an Haeuserwaenden scheint okkupiert mit den Spruechen und Parolen einer Parteiszene deren Vielfalt und Widerspruechllichkeit zugleich im europaeischen Vergleich keinen Gegenpart findet. Parteien schiessen hier wie Pilze aus dem Boden und der einzigen Ideologie, der sie dabei zu folgen scheinen; ist der des Geldes. So gruendet man, um die noetigen Stimmen bei der Vergabe von Bauland zu bekommen kurzerhand eine Partei und aendert nach der durch Bestechung und Wahlbetrug gewonnenen Entscheidung das Gesetz, um erst sich selbst und danach all die interessierten auslaendischen Unternehmen zufrieden zu stellen, ohne deren Zustimmung in Argentinien nichts zu laufen scheint. SO geschehen im Norden des Landes, wo der frisch gewaehlte Gouverneur der Provinz Jujuy ein nationales Gesetz ausser Kraft setzen konnte und neuerdings Land, dass eigentlich zu einem Nationalpark gehoert, zu Schleuderpreisen an auslaendische Investoren verhoekert . Und dabei kann sich jeder bedienen, der nur bereit ist den Mann der Stunde fuer seine Grosszuegigkeit ausgiebig mit Gaben zu beschenken. Naja deren Beispiele gibt es Dutzende und jeder scheint sie zu kennen, sie florieren innerhalb der Bevoelkerung, wie die Namen all der Generaele zur Zeit der Desaparecidos. Nun gut, man besingt sie nicht in Liedern, aber welcher noch so interessierte Jugendliche aus sagen wir Bayern, kennt schon den saechsischen Landwirtschaftsminister?
Um beim Thema zu bleiben und meinen Blutdruck nicht allzu sehr zu belasten; Probleme mit Korruption und Intrigen hat das Land genug und eine Demokratie ist hier nicht mehr wert als fuer einen Vorstadtrumaenen das Wort "Freiheit". So wirkt es beinahe bezeichnend das sich die "Demokratie" in Argentinien genoetigt sieht ihr Volk zur Wahl zu pruegeln und aus einem demokratischen Recht, eine demokratische Pflicht macht, der man nur durch ein so genanntes " vota blanca", einem leeren Stimmzettel, aus dem Wege gehen kann. Gelegentlich hoert man sogar davon, dass Leute eine Kopie ihrer Wahlbestaetigung bei Einstellungsgespraechen vorlegen muessen, eine Dreistigkeit an die nach meinem Verstaendnis nicht einmal die Frage nach der sexuellen Zugehoerigkeit heranreicht. Auch wenn ich abgesehen davon natuerlich kein Problem haette jemandem zu bestaetigen das meine Vorlieben ausschliesslich autosexueller Natur sind, halte ich es natuerlich als eingeschworener Demokrat schlichtweg fuer unnoetig zu betonen, dass die Freiheit der Person einhergeht mit der Freiheit der Meinung und damit mit der Freiheit zu waehlen ob und wenn ja wen ich waehle. Um die Uebersichtslosigkeit des Parteiensystems vor Ort vor Augen zu fuehren, lese man nur kurz in den Beitrag bei http://de.wikipedia.org/wiki/Argentinien#Parteien rein und zucke hilflos mit den Achseln vor sich hin, oder ziehe, wie der gemeine Argentinier, die Handflaeche zum Kinn zeigend, die Finger mit einer ruckartigen Bewegung ueber selbiges. Kurzum hier geht es zu wie in einem Swingerclub, jeder mit jedem und jeder aus anderen Motiven, der eine will nur sein Alter Ego ein wenig aufmoebeln, ein anderer schaut das er sich so schnell wie geht befriedigen kann... ein Zirkus an dem am Ende keiner mehr weiss, wer jetzt eigentlich schon alles wen gefickt hat. Und dabei ist natuerlich, ...blah blah blah, ja Herrmann wir habens begriffen..., der einfache Mann auf der Strasse wieder der Gelackmeierte (sorry Andi - ach so, denk mal ueber ein Komik mit ner Katze nach, die sich in Form oder mit der Form des Kontinents, wie soll ich sagen, selbst in den Schwanz beisst)
Aehnlich ziel- wie planlos gestalten sich natuerlich auch die Wahlwerbungen vor Ort. Wer sich einen Eindruck davon verschaffen will, der schaue nur in das Bilderalbum im rechten Frame meines Blogs und findet unter dem Link "Wahlwerbung" an hohlen Phrasen alles was das Herz begehrt. Dabei habe ich es unterlassen, die Auswahl ueber die Stadtgrenzen hinaus auszudehnen und bin in Mendoza geblieben, fuer meinen Geschmack vollkommend ausreichend. So schmeisst man sich wie im folgenden Bild dokumentiert, Saetze wie "Vamos a hacer, lo que hay que hacer" - was soviel heisst wie, "Lasst uns tun, was getan werden muss" an den Kopf. Unkommentiert moechte ich dieses nur mit einem "Vamos a coger, lo que hay que coger" unterlegen, was sicher dieselbe Tragweite hat, fuer mich persoenlich aber natuerlich einen weit aus vielfaeltigeren Nutzen. vamos a coger, lo que hay que coger



Und so zieht sich die Langeweile durch die Gesichter der "betroffenen" Regierungsverantwortlichen und man empfindet schon fast Mitleid bei der Frage, ob Mendoza so etwas, oder im Falle des Celso Chaque, so jemanden verdient hat. ich denke nicht Ich denke nicht!!!




Und so spricht man an jeder Ecke von Wahrheiten die niemand zu verstehen scheint und die aehnlich obskur ist wie die "Vielfalt" der Parteien und stellt sich wie ein Grossteil der gebildeten Schichten Argentiniens die Frage: Wen vertreten die so genannten Volksvertreter des Landes eigentlich, sich selbst oder die auslaendischen Investoren, denen ja sogar die Frau des Praesidenten bei jedem Ball in den Arsch kriecht, als waere dies ihr groesstes Vergnuegen und der Masochismus ein Charakteristikum des gemeinen suedamerikanischen Politikers. Verfolgt man die allgemein gefuehrten Diskussionen ueber die Zukunft der Region, spuert man schon eine gewisse Hoffnungslosigkeit, deren Loesung nach Meinung von Experten wie Carlos Vilas und Horacio Cerutti Guldberg noch nicht gefunden ist und deren Loesungsansaetze in den Tiefen von Integration und oekonomischer Unabhaengigkeit liegen, eine Feststellung, die aufgrund der wirtschaftlichen Situation und Abhaengigkeit an Sarkasmus sicher kaum zu ueberbieten ist.

Mir persoenlich bleibt zu sagen, dass der Anfang einer Diskussion immer ein guter ist, egal wie ermuedend und hoffnungslos die Lage auch scheint. Leider beisst sich hier die Katze noch immer selbst in den Schwanz und merkt gar nicht das die Maus schon laengst an einem anderen Kaese knabbert. Ausserdem liegt meines Erachtens eines der Hauptprobleme im Verstaendnis der Leute selbst, sich fuer ihre politischen Rechte stark zu machen, oder sie vielmehr erst einmal zu kennen. Ob dies an mangelndem Interesse, oder an den Aengsten der Vergangenheit zu messen ist, mag ich dabei nicht zu entscheiden. Auf jeden Fall bleibt festzustellen, dass ie Menschen in Argentinien das Vertrauen, wenn sie es jemals besessen haben, in die Politik verloren haben und dies ein Punkt ist und bleibt der vor jedweder Veraenderung im Lande stehen muss.

Ich werde mir die Wahl reinziehen und bei gelegentlichen Geistes- oder Emotoionsausbruechen, den ein oder anderen Kommentar dazu liefern. Bei Fragen steh ich natuerlich gern zur Verfuegung. An sonsten soll dieses letzte Bild meinen nie enden wollenden Optimismus und natuerlich die Qualitaet des Marihuahnas, das hier glaube ich zu einem grossen Teil aus Paraquay stammt, unterstreichen.
mit dem laecheln... wie zwillinge oder

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